Dienstag

Es gab unterschiedliche Umstände, die mich auf mein Hotelfrühstück haben verzichten lassen. Da wäre zum einen eine gestörte Nacht zu nennen. Als mein linker Zimmernachbar über zwei Balkone hinweg ein „Gespräch“ mit einem anderen Zimmernachbarn (ver) suchte. Lauthals. Ich bin so hochgeschreckt, da war ich erst mal wach. Die beiden Männer sind dann aber doch zu dem Ergebnis gekommen, dass russisch und serbisch und ein paar Deutschkenntnisse auf nur einer Seite keine Unterhaltung möglich macht. Das finde ich nicht schade- nachts um 1. Dabei war die Zeit vor eins schon recht strapaziös gewesen, als das Nachbarhotel eine Kinderparty mit Elternbeteiligung gefeiert hat bis 22.30 Uhr. Spaß muss sein. Also habe ich ein bisschen länger geschlafen als sonst. Dann kam die Sache mit dem Haare waschen. Zum Glück hatte ich Gummihandschuhe dabei. Tipp: Sollte man immer im Reisegepäck haben, man weiß ja nie. Als ich jedenfalls fertig war wars 10 durch. Bin los aus dem Hotel und gehe Richtung Strand. Da sagt einer Mops zu mir. Ich drehe mich um und sage:“Wie bitte?“ Blicke böse! Er zeigt auf seine Brust und da merke ich er meint den Hund auf meinem T-Shirt. Hat der ein Glück. Langsam bekomme ich Hunger und ich kehre in eine Bodega ein, die an einer Straßenecke liegt. Schöner zentraler Platz, etwas erhöht. Ich bekomme eine Frühstückskarte und meine Entscheidung folgt sogleich. Ich bestelle das Mallorquinische Frühstück. Ich habe keine Ahnung, was ich erwartet habe. Vermutlich habe ich mir nur gedacht, dass ich eine kulinarisch aufgeschlossene Frau bin, die für die landestypische Küche offen ist. Es kam ein Teller… kann ich nicht beschreiben- hier ist er:

Das ist eine ganz böse Angelegenheit gewesen, was den Fettgehalt betrifft. Viel konnte ich nicht davon essen. Lecker war es, aber zu… sagen wir mächtig. Das versuchte ich auch der Kellnerin zu erklären, die den halb vollen Teller wieder abgeräumt hat. Im Nachhinein hätte die Reaktion bei der Bestellung schon eine gewisse Warnung sein können. Ihr Blick freudig und fragend nach dem Motto: Das wollen sie wirklich bestellen? Oder war es eher Bewunderung, dass ich es bestellt habe? Ich schwanke heute hin und her, ob ich irgendwo hin fahr. Ich nehme es vorweg, es kommt nicht dazu. Wir haben es schon Mittag und ich möchte sitzen und schreiben. Ich komme an der Bodega Sangria 1955 vorbei und als wäre es ein Zeichen, ist der Platz von gestern frei. Ja da kann ich ja nicht anders. Der Platz ist aber auch zu schön. Neben mich gesellt sich eine Gruppe aus D. Gar lustige Gesellen. Eine Familie Vater, Mutter, Kind und Nachbar. Kind aber 20+. Ich komme ins Gespräch. Die Leute kommen aus Nordhorn und wir unterhalten uns über Kaffee kaufen in Holland, Oosteriek und Paracetamoltabletten für 79 Cent. Sie freuen sich über die Tatsache, dass wir Bekannte in der Gegend haben und das wir Piratenradio genau so abfeiern wie sie selber. Gehört über ein Makitaradio. Und dann werden wir Zeugen eines sich am Strand abspielenden Dramas. Ein junger Mann wird bewusstlos von zwei Leuten aus dem Meer gezogen. Er liegt am Boden, wildes Geschreie und Gerenne. Jemand ruft 112 an und es dauert nur max. 2 Minuten bis die Rettungskräfte da sind. Nach einer halben Stunde freue ich mich zu sehen, dass sie den Mann in sitzender Position in den Rettungswagen bringen. Na ich wünsche ihm, dass er nicht in das von mir konsultierte Hospital muss. Die Nordhorner Community stellt sich als eine Kifferfamily heraus und nach dem Vater, Mutter und Nachbar auf der mallorquinischen Mauer einen gedampft hatten wurde es lustig. Auf die Frage, wo sie das denn hier her hätten, sagte Muttern das kann man hier von jedem Kellner kaufen. Jetzt wird mir so einiges klar. Zumindest was meinen Eindruck betrifft, dass es hier doch ziemlich gechillt zugeht. Ich trenne mich von den Grenzbewohnern und stelle fest, dass ich eigentlich den ganzen Nachmittag in der Bodega verbracht habe. Ja besser kann man doch mit seiner Zeit gar nicht umgehen. Ich schlendere ein bisschen und schwanke zwischen- für Siesta is zu spät, für Abendessen zu früh und kehre noch mal ein. Diesmal in einen Pub direkt am B01. Ich gucke mir das Logo an und ich finde es tatsächlich sehr gelungen.

Das Abendessen ist wieder super. Es hatte ja einige Zeit gebraucht, bis ich in der hintersten Ecke den Bierzapfhahn gefunden hatte, aber dann habe ich auch noch entdeckt, dass es auch Wein gibt. Dachte Tage lang, das wäre ein Safthahn.

Das ist doch ein Ding. Wein aus der Zapfe. Heute spielt sich nichts mehr ab. Auf dem Zimmer angekommen gucke ich noch meine Serie und höre der Abendshow des Nachbarhotels zu, wohl wissend, dass es pünktlich zu Ende ist.

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