Mittwoch

Vom Aufstehen bis um 10 Uhr hatte ich schon zwei mal sehr herzhaft gelacht. Aber zunächst das Übliche- duschen und runter und frühstücken. Wieder ganz wunderbar. Vom Kaffee her habe ich heute mal was vermessenes gewagt. Da das „Café con leche“ und „Cappuccino“ Erlebnis der letzten Tage ziemlich, will mal sagen, an meiner Toleranzgrenze gekratzt hat, habe ich heute einen „Espresso“ mit „American Café“ gemischt. Heidewitzka. Das hat schon mal den ersten Teil des Vormittags strukturiert- irgendwo einen guten Kaffee trinken. Halten sie mich für altmodisch, mir schmeckt der Kaffee zu Hause aus der Rowenta Milano Therm immer noch am besten. Als ich das Hotel verlasse stehe ich davor und mache ein Bild.

In dem Moment fällt ein klitsch nasses großes Handtuch von ganz oben von einer Balkonbrüstung und klatscht einem dort stehenden Mann mitten vor die Füße. Man kann sich ja nicht vorstellen, was da für Schmackes hinter sitzt. Der Typ hat sich so herrlich erschrocken… ich lache mich kaputt, er guckt nach oben und fragt:“Wo bleiben die Möbel?“ Lacher Numero uno. Auf den Wunsch einer einzelnen Dame hin bin ich seit Tagen auf der Suche nach einem bestimmten Knabbergebäck. Mit einem Auto wäre das kein Problem gewesen, da die Wahrscheinlichkeit eines solchen Kaufes mit dem Besuch eines gewissen „Carrefour“ Supermarktes in greifbare Nähe gerückt wäre. Ich frage Tante Google und finde einen solchen Mercado in nicht all zu weiter Ferne und entscheide da hin zu wandern. Auf dem Weg dorthin kreuze ich einen geparkten PKW, in dem eine Dame um die 55 sitzt und sinniert oder so was. Ein Mann, ich befürchte es war ihrer, steht mit einer Frauenzeitschrift in der offenen Tür eines Zeitschriftenladens und wedelt mit der Lektüre mit der Absicht die Aufmerksamkeit der Gattin zu bekommen. Diese träumt aber lieber vor sich hin. Er wird zum Wedeln nun auch laut. Keine Reaktion. Da rennt dieser kleine Mann zu dem PKW und haut die Zeitung mit voller Wucht auf die Windschutzscheibe. Die Frau hat glaube ich vor Schreck unter sich gemacht. Er zeigt nun mit dem Zeigefinger auf die Zeitung und brüllt sie fragend an. Sie nickt, er geht rein bezahlen. Kurz vor 10, Lacher Numero dos. Herrlich. Das nächste Ereignis war nicht ganz so lustig, wenn auch nicht unkomisch. Als ich endlich beim „Carrefour“ ankomme stellt sich heraus, dass es sich in diesem Fall nur um eine Tankstelle, nicht aber um einen Supermarkt handelt. In der Tanke gab`s was ich wollte nicht und ich trolle mich. Auf dem Rückweg komme ich an einer Schule vorbei, an der gerade eine höllelaute Pause war. Die Kinder hier tragen Schuluniformen. Spannend. Ich gehe in die Richtung in die der Blick am Schönsten ist- Richtung Meer. Jetzt kommt die Sache mit dem vernünftigen Kaffee wieder ins Spiel. Ich nehme auf der Promenade Platz und die Nordhorner sitzen auch schon wieder da. Ich bewundere schon wieder den Konsum meiner MiturlauberInnen. Eine Reisegruppe, bestehend aus Männern der Marke Harley/Kompletttattowiert, bärtig und Midlifecrisis haben bis 11 schon 150€ in Bier angelegt. Nicht schlecht. Ich schreibe Blog und als Belohnung bekomme ich eine Sangria. Also von mir bestellt. Ich schlendere am Strand entlang. Heute hat es mal ein paar Wolken zwischendurch und ein bisschen Wind. Trotzdem 30 Grad. Ich gehe wichtige Dinge einkaufen und mir fällt auf und ein… ich hatte noch keine richtige, mit Liebe gemachte Paella. Das kann so nicht bleiben, sonst rege ich mir nur auf zu Hause. Wunderbar! Weil ich heute wohl nirgends mehr mit dem Bus hinfahre, kommt wieder die Siesta ins Spiel. Im Hotel liegt ein Ordner, der Auskunft darüber gibt, wann morgen der Transfer zum Flughafen startet. Ich schlage lang hin- 5.20 Uhr. Ok, das ist früh. Schlimm früh. Siesta von 16 – 19 Uhr. Gefundenen Roman weiter gelesen, dann runter zum Abendessen. Vor der Türe des Hotels sitzt ein älteres Ehepaar, 70+. Er mit einem Gipsbein im Rollstuhl und dem gleichen Verbandszeug wie an meinem Arm. „Gebrochen?“, frage ich, sie nickt. „Gute Besserung“. Der Beine Arme. Da möchte ich nicht tauschen. Nun sitze ich hier und genieße bei einem scheußlichen Rotwein (man ist da doch etwas verwöhnt) meinen letzten Abend. Ich rechne heute mit nicht mehr so viel, aber man weiß ja nie.

Dienstag

Es gab unterschiedliche Umstände, die mich auf mein Hotelfrühstück haben verzichten lassen. Da wäre zum einen eine gestörte Nacht zu nennen. Als mein linker Zimmernachbar über zwei Balkone hinweg ein „Gespräch“ mit einem anderen Zimmernachbarn (ver) suchte. Lauthals. Ich bin so hochgeschreckt, da war ich erst mal wach. Die beiden Männer sind dann aber doch zu dem Ergebnis gekommen, dass russisch und serbisch und ein paar Deutschkenntnisse auf nur einer Seite keine Unterhaltung möglich macht. Das finde ich nicht schade- nachts um 1. Dabei war die Zeit vor eins schon recht strapaziös gewesen, als das Nachbarhotel eine Kinderparty mit Elternbeteiligung gefeiert hat bis 22.30 Uhr. Spaß muss sein. Also habe ich ein bisschen länger geschlafen als sonst. Dann kam die Sache mit dem Haare waschen. Zum Glück hatte ich Gummihandschuhe dabei. Tipp: Sollte man immer im Reisegepäck haben, man weiß ja nie. Als ich jedenfalls fertig war wars 10 durch. Bin los aus dem Hotel und gehe Richtung Strand. Da sagt einer Mops zu mir. Ich drehe mich um und sage:“Wie bitte?“ Blicke böse! Er zeigt auf seine Brust und da merke ich er meint den Hund auf meinem T-Shirt. Hat der ein Glück. Langsam bekomme ich Hunger und ich kehre in eine Bodega ein, die an einer Straßenecke liegt. Schöner zentraler Platz, etwas erhöht. Ich bekomme eine Frühstückskarte und meine Entscheidung folgt sogleich. Ich bestelle das Mallorquinische Frühstück. Ich habe keine Ahnung, was ich erwartet habe. Vermutlich habe ich mir nur gedacht, dass ich eine kulinarisch aufgeschlossene Frau bin, die für die landestypische Küche offen ist. Es kam ein Teller… kann ich nicht beschreiben- hier ist er:

Das ist eine ganz böse Angelegenheit gewesen, was den Fettgehalt betrifft. Viel konnte ich nicht davon essen. Lecker war es, aber zu… sagen wir mächtig. Das versuchte ich auch der Kellnerin zu erklären, die den halb vollen Teller wieder abgeräumt hat. Im Nachhinein hätte die Reaktion bei der Bestellung schon eine gewisse Warnung sein können. Ihr Blick freudig und fragend nach dem Motto: Das wollen sie wirklich bestellen? Oder war es eher Bewunderung, dass ich es bestellt habe? Ich schwanke heute hin und her, ob ich irgendwo hin fahr. Ich nehme es vorweg, es kommt nicht dazu. Wir haben es schon Mittag und ich möchte sitzen und schreiben. Ich komme an der Bodega Sangria 1955 vorbei und als wäre es ein Zeichen, ist der Platz von gestern frei. Ja da kann ich ja nicht anders. Der Platz ist aber auch zu schön. Neben mich gesellt sich eine Gruppe aus D. Gar lustige Gesellen. Eine Familie Vater, Mutter, Kind und Nachbar. Kind aber 20+. Ich komme ins Gespräch. Die Leute kommen aus Nordhorn und wir unterhalten uns über Kaffee kaufen in Holland, Oosteriek und Paracetamoltabletten für 79 Cent. Sie freuen sich über die Tatsache, dass wir Bekannte in der Gegend haben und das wir Piratenradio genau so abfeiern wie sie selber. Gehört über ein Makitaradio. Und dann werden wir Zeugen eines sich am Strand abspielenden Dramas. Ein junger Mann wird bewusstlos von zwei Leuten aus dem Meer gezogen. Er liegt am Boden, wildes Geschreie und Gerenne. Jemand ruft 112 an und es dauert nur max. 2 Minuten bis die Rettungskräfte da sind. Nach einer halben Stunde freue ich mich zu sehen, dass sie den Mann in sitzender Position in den Rettungswagen bringen. Na ich wünsche ihm, dass er nicht in das von mir konsultierte Hospital muss. Die Nordhorner Community stellt sich als eine Kifferfamily heraus und nach dem Vater, Mutter und Nachbar auf der mallorquinischen Mauer einen gedampft hatten wurde es lustig. Auf die Frage, wo sie das denn hier her hätten, sagte Muttern das kann man hier von jedem Kellner kaufen. Jetzt wird mir so einiges klar. Zumindest was meinen Eindruck betrifft, dass es hier doch ziemlich gechillt zugeht. Ich trenne mich von den Grenzbewohnern und stelle fest, dass ich eigentlich den ganzen Nachmittag in der Bodega verbracht habe. Ja besser kann man doch mit seiner Zeit gar nicht umgehen. Ich schlendere ein bisschen und schwanke zwischen- für Siesta is zu spät, für Abendessen zu früh und kehre noch mal ein. Diesmal in einen Pub direkt am B01. Ich gucke mir das Logo an und ich finde es tatsächlich sehr gelungen.

Das Abendessen ist wieder super. Es hatte ja einige Zeit gebraucht, bis ich in der hintersten Ecke den Bierzapfhahn gefunden hatte, aber dann habe ich auch noch entdeckt, dass es auch Wein gibt. Dachte Tage lang, das wäre ein Safthahn.

Das ist doch ein Ding. Wein aus der Zapfe. Heute spielt sich nichts mehr ab. Auf dem Zimmer angekommen gucke ich noch meine Serie und höre der Abendshow des Nachbarhotels zu, wohl wissend, dass es pünktlich zu Ende ist.

Montag

Also entweder habe ich Glück oder was? Ich habe wieder super geschlafen. Heute fahre ich mit den Öffis nach Palma. So gut wie jeder Bus fährt hier nach Palma. Das Frühstück war wieder super. Ei und Dings. Gut gestärkt gehe ich zur Receptionsfrau und frage nicht welcher, sondern wo der Bus nach Palma fährt. Was für ein Glück- genau gegenüber. Na da warte ich doch einfach ein bisschen. Meinen Mallorcareiseführer habe ich vergessen, aber das macht nichts. Ich finde mich auch so zurecht. Als der Bus kommt ist er leer und ich suche mir für sagenhafte 1,50€ einen schönen Fensterplatz. Sightseeing. Es gibt einen Palma Express Nr. 25 und einen Milchkanneneinsammler Nr. 23. Ich genieße die Fahrt in der 23. Schnell wir der Bus recht voll. In Palma ist rasender Verkehr. An der Plaza Espania steige ich aus. Alter Schwede. Ich spaziere Richtung Altstadt. Hier hat es eine Boutique neben der anderen. Ich warte eigentlich darauf, dass Carmen Geiss aus dem Luis Vuitton Lädschen rauskommt und dem Robbert zubrüllt, sie bräuchte noch ma 1000€. Je tiefer man in die Altstadt eindringt, desto schöner wird es, wenn auch echt voll von Menschen. Schöne Kirchen alle Meter. Gerate aus Versehen in so eine 10 Minuten Messe. Spannend. Cafés und Bars zum draußen Sitzen gibt es an Plätzen und Ramblas. Diese haben riesige alte Platanen. Ganz schön. Platanen haben auch keinen gefährlichen Fruchtstand, der einem auf den Kopf fällt. Zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Ich biege um eine Ecke und stehe vor dieser riesigen Catedral La Seu. Mein lieber Scholli. Ich möchte eigentlich gerne weit zurück weichen, um das Ding mal in Ruhe zu betrachten. Leider ist dafür kein Platz. Also muss beim Foto der Panoramamodus her. Rein konnte man leider irgendwie nicht. Im Hafen liegen zwei übelst beeindruckende Aiden oder Traumschiffs oder wie man auch sagen möchte. Bedeutet… all die Leute von da drauf rennen auch in der Stadt rum. Also alles in allem eine wirklich schöne alte Stadt und im Herbst, irgendwie noch später, bei weniger Leuten sicher noch mal eine Reise wert. Eigentlich wollte ich irgendwo einkehren und etwas trinken, aber ich habe nicht das für mich passende gefunden. Fängt schon mit der Sitzqualität an. Ob der Spanier nicht möchte, dass Gäste gut sitzen damit sie schneller wieder gehen? Wenn man diese Theorie an mir testen möchte, hätten sie recht. Wo ich erst mal bequem sitze, da bleibe ich. Länger. Auf einer schönen Rambla mit Platanen, der Leser/die Leserin weiß, mache ich eine Siesta mit Trinkpause. Dann sehe ich den 25er Bus Express nach Arenal stehen und entscheide für`s Erste von Palma genug gesehen zu haben. Ich expresse zurück und steige wohl weißlich nach B06 aus. Ich bummele auf der Promenade entlang und freue mich über T-Shirt Sprüche wie (statt Hollister) Voll ist er. Ganz wunderbar auch sämtliche Schwimmringe und Tiere, allen voran natürlich der Flamingo und ein Pfau. Dieser mein Favorit. Ich komme zur Strandbar Sangria 1955. Da lass ich mich nieder. Bequeme Stühle… ich bleibe länger. Bestelle Namen im Titel und gucke so rum. Das Halten einer Sangria klappt auch mit Gipsarm gut. Dafür braucht’s nicht viel und andere Aufträge habe ich hier nicht groß. Ich bestelle Tapas. Diesmal nich so viele, damit ich den Kellner nicht bestürze. Ja und ehe man sich versieht ist schon wieder Siesta und ich gehe in den sechsten Stock. Ich freue mich, dass ich mir eine Serie auf das Mobiltelefon runter geladen habe. Davon gucke ich eine Folge. Wie die Zeit vergeht- schon ist Abendessenzeit. Mir kommen die mit „*“ Bewertungen für das Abendessen in den Sinn. Gestern war ich ja nicht in den Genuss gekommen. Na ich bin ja für Überraschungen zu haben. Ich werde überrascht. Salatbesteck, Spaghetti, Pommes, Paella, Fleisch wie Gulasch, und Nachtisch. Was bitte gibt es da schon wieder zu meckern du ewig unzufriedener Tourist? Alles lecker und das extra Sternchen von mir… Kapern und Oliven satt. A pro pos satt. Ich rolle raus und pflanze mich in die Hotel eigene Bar. Das Publikum ist mir zu uninspirativ (äh), ich gehe in den Supermerkado und kaufe eine Dose San Miguel, weil das Trinken auf dem Hotelzimmer verboten ist Haha. An der Kasse löst sich ein von Feuchtigkeit aufgelöster Sechserträgerkarton eines jungen Mannes auf und das Sechsergespann von Desperados fällt der Schwerkraft folgend an die Erde. Ich lege den € für meine Büchse auf den Tresen „Buenos Noches“. Ich gehe hoooch. Lese noch etwas in meinem schicksalhaft gefundenen Buch. Wer weiß… vielleicht enthält es eine Botschaft. Es ist Vollmond und wieder recht warm. Ab 20 Grad ist eine Nacht ja tropisch. Hier hat`s ja nachts 25. Berichten aus der Heimat zu Folge, hat es ( die Angaben schwanken) 10-12 Grad und mal Regen und Sonne. Leute… ich sach nur 2 Stunden weiter mit dem Flieger lohnt. Gute Nacht.

Sonntag Teil ll

Ich wollte mir also in der Parallelstraße der Promenade mal die einschlägigen Institutionen wie den Bierkönig ansehen. Wie gesagt, am Tage um die Mittagszeit ist da noch nicht so viel los. Dennoch interessant. Gibt auch „oben nichts an “ Bars in Kellern.Vermutlich schmuddelich, aber ich war ja nicht drin. Und wie ich so vor mich hin schlendere wechselt mein aufrechter Gang in eine liegende Position. Schlagartig. Ich hasse das!Was mich zu Fall brachte war ein kleiner Poller, der in dieser Gegend einen Bürgersteig ersetzen soll nehme ich an. Und wie immer spüre ich nach dem Aufstehen in mich um Kaputtes zu eruieren. Knie beide- nicht so schlimm. Oberschenkel hat aua geht aber auch. Und beide Handgelenke. Es klappt halt nicht gegen seine Reflexe reagieren zu wollen. Ich fand mal wieder ganz gut davon gekommen zu sein. Kein Blut, alles schön. Bin von der kläglichen Meile wieder zur Promenade zurück und weiter ans Ende. Irgendwann hören Bars und Geschäfte auf und es fallen nur noch Datteln von den Palmen. Ich spaziere also wieder zurück. Und dann gibt es sie doch, die Männer im 90 Grad Winkel, die mit 3 Promille und 35 Grad im Schatten, den es hier nun nicht so hat, nicht umgehen können. Frauen brüllen ihren besoffenen (noch) Lebensabschnittsgefährten nach, dass es ihnen sch*** egal ist, ob er die Dingsda jetzt **** oder nicht und im Ganzen wird es doch ziemlich ordinär. Das Niveau passt sich den spärlichen Klamotten an. Ich suche etwas spanisches, gemütliches, leises und werde in einer kleinen Gasse fündig. Eine Bodega wie sie im Buche steht. Ein richtiges rustikales Tapaslokal mit der Art Stühle, von denen man schon beim Ansehen eine Thrombose bekommt. Ich kehre ein, draußen war kein Platz. Drinnen ist es kühl und gemütlich. Ich bestelle fröhlich von der Karte und der Kellner guckt mich immer so an, fragt dann irgendwann „half“? Ich denke er war ob meiner üppigen Bestellung verwirrt. Ja sage ich- half. Dann kamen die besten Tapas, die ich je hatte. Aioli Soße und die besten Oliven der Welt. Ich bin schon wieder den Tränen nah. Alles schön. Ich entscheide mich für Siesta und mache mich in den sechsten Stock. Dort begutachte ich erst mal meine blauen Flecken. Alle Achtung! Um 18 Uhr werde ich wach und habe schlimm aua im linken Handgelenk. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, das muss sich ein Fachmann oder eine Fachfrau ansehen. Damit war mein Abendprogramm gesichert. Ich fahre mit dem Taxi und Celeste der Fahrerin in ein Hospital in der Nähe. Ich gehe da rein und glaube mich in einer schönheitschirurgischen Anstalt verirrt zu haben. Falsch war ich alle mal- es war eine Privatklinik. Sie sagt so was wie, wenn der Arzt nur ein mal drauf schaut kostet das schon mal 300 Euro. Ich rufe Celeste an, sie soll sofort wieder zurück kommen. Sie bringt mich dahin, wo ich hingehöre, in das Public Hospital. Ich befürchte Schlimmes. Wussten Sie schon, dass man auch in das europäische Ausland die Versichertenkarte dabei haben sollte? Ich nicht. Na ich werde dennoch aufgenommen. Nun heißt es warten. Es ist schlimm. Eine riesige hohe Halle in der alles laut ist. Die Klimaanlage ist kalt und irgendwann wurde mir kalt. Aber erst nach zwei Stunden Wartezeit. Wer jetzt glaubt, die sprechen da doch alle deutsch, weil da ständig verunfallte Touris hingebracht werden irrt. Kein Wort. Auch kein englisches. Außer mir habe ich auch keine weiteren Touristen gesehen. Auch nach drei Stunden nicht. Die werden wohl woanders hingebracht. Ich hatte mir nichts zur Beschäftigung mitgenommen ich Dulli. Also bin ich mal rumgegangen. Da fand ich das einzig Deutsche in dem ganzen Bums. Ein Buch. Ein Roman von Ingrid Noll, „Der Hahn ist tot“. Ich war so dankbar und bin es noch. Wer es auch immer in das Flyerregal gelegt hat- danke. Irgendwann kam ich dran. Zum Röntgen musste man ans andere Ende, immer der weißen Linie nach. Wie toll ist das denn bitte? Keine Schilder oder Zettel, nein einfach der Linie nach. Netter Röntgenmann, dann wieder an der weißen Linie zurück und wieder warten. Das läuft dann so. Die riesige Halle hat 7 Türen da steht Consulta und eine Zahl drauf hinter jeder Tür steht dann ein Mikrofon, in das der Name der Patienten reingebrüllt wird und die Zimmernummer dazu. Das kann kein Mensch verstehen. Ich werde aufgebrüllt. An meinem Vornamen erkannt. Alle anderen aufgerufenen Frauen hießen Maria. Eine hutzelige Ärztin berichtet, es sei nichts gebrochen. Ich hüpfe und will mit ihr abklatschen, aber das hat sie wohl nicht verstanden. Es gibt einen Gips. Mist. Endlich raus aus dem Laden ist es halb eins. Kein Taxi weit und breit. Ich rufe Celeste an und sie schickt Rafa. Er bringt mich zum Hotel zurück. Die Bar nebenan hat noch auf und ich trinke noch ein Bier. Dann krieche ich in den sechsten Stock und langsam wird mir bewusst, dass der Rest meines Urlaubs eine andere Wendung genommen hat. Da muss ich wohl umdisponieren…

Sonntag

Also ich habe gut geschlafen. Die Oropax hatte ich schon früh aus den Ohren genommen, weil einfach kein Lärm war. Ja da will ich mich doch nicht beklagen. Ich werde wach und das muss so um 8 gewesen sein. Zeit ist ja im Urlaub mehr so sekundär (außer am Abreisetag). In meinem Zimmer im sechsten Stock ist ein Minibalkon dran. Ich mache den Vorhang auf und gucke mal ganz vorsichtig raus. Schön! Ich sehe Berge mit Nebel und Häuser und Balkone. Duschen, packen und runter zum Frühstück. Der Frühstücksraum ist noch recht leer. Ich hole Kaffe, irgendwie Ei, Chorizowurst, Bohnen. Was kann man als Tourist denn da meckern? Ist doch alles da was man braucht. Ich hatte schon zu Hause entschieden den Sonntag für die Erschließung des Sozialraumes zu verwenden. Das ist einfach. Man geht raus und los. Es ist noch wenig los auf den Straßen und ich gehe Richtung Strand. Es eröffnet sich ein schöner Blick auf einen kleinen Bötchenhafen. Sonne ballert am Ballermann. Für alle, die sich mit dieser Thematik noch nicht einschlägig befasst haben… der Strandabschnitt, der sich Nord westlich von Palma und dem Flughafen anschließt wird in 15 Ballermänner unterteilt. Eigentlich alle paar Meter eine Bodega am Strand. Nummer 15 am nächsten an Palma und dann abwärts. Das ist die Kurzversion- mehr braucht man nicht zu wissen. Ich kaufe mir noch ne Pulle Wasser für sage und schreibe 50 Cent. Na das is ma günstig. Ich beginne am Ballermann 1. Also Meer, Strand, Promenade, Straße und dann eine Bodega neben der nächsten. Aller Kram ist megabillig der in den Souvenirshops angeboten wird. Das Angebot ist im Grunde, wer hätte das gedacht, komplett auf deutsche Touris ausgerichtet. Frühstücksangebot: „Mettbrötchen + Kölsch“. Kann man machen. Ich schlendere also in Richtung Palma mal die Promenade, mal den Strand entlang. Was jetzt kommt mag den einen oder die andere überraschen. Oder vielleicht auch nicht. Ich finde es hier ganz toll. Also zumindest am Vormittag noch. Ich werde von einer Bar durch ihre für meine Ohren schöne Musik angelockt. Es ist noch vor 11 also Zeit für Kaffee und Blog schreiben. Männer bieten Uhren und so kleine Stofftieräffchen an, die man sich um den Hals Kletten kann. Keine Ahnung warum. Ich setze meinen Weg in Richtung Ballermann rauf fort. Es ist so 12 Uhr. Und langsam, ganz langsam kriechen sie aus ihren Löchern. Noch immer oder schon wieder spritzige Gruppen oder Einzelpersonen, die sich für mein Gefühl mutig schon den nächsten Alkohol bestellen. Ich nähere mich dem Ballermann 6 und das wird akustisch auch schon von Helene Fischer eingeleitet. Man muss wissen, dass am Strand direkt das Konsumieren von Alkohol verboten ist. Deshalb trifft sich der gewiefte Tourist und die Touristin auf der Strandmauer. Gegröle, Gesinge und vor allem Gehabe schon um die Mittagszeit. Man muss ja auch als etwas erscheinen. Das haut auch den Stärksten um bei über 30 Grad. Es riecht in dieser Region doch recht säuerlich überall. Aber… und das muss hervorgehoben werden, diese Phänomene lassen ab B. 8 wieder nach. Übrigens ist das Schlendern nicht ganz ungefährlich. Was bei uns im Moment die Eichel oder Kastanie ist, besorgt hier die Dattel, die alle Meter von der Palme fällt. Für mich nicht so gefährlich, ich trage ja einen Hut. Ich biege ab, um mir bei Tag und unbefeiert mal die Schinkengasse oder Straße oder wie die Ecke genannt wird, anzusehen. Bei Tag eine große Würstchenbude. Hier kommt jeder Deutsche auf seine Kosten. Es gibt sogar Himmel und Erde. Soll sich ja jeder und jede wie zu Hause fühlen.

WENDEPUNKT…